Freunde bleiben: Wie ihr unterstützen könnt, ohne zu überfordern

Freunde bleiben: Wie ihr unterstützen könnt, ohne zu überfordern

💛 Freunde bleiben: Wie ihr unterstützen könnt, ohne zu überfordern

Wenn ein geliebter Mensch schwer erkrankt – sei es durch Krebs, eine chronische Erkrankung oder eine seelische Krise – sind auch Freund:innen, Partner:innen und Angehörige betroffen. Plötzlich ist da eine Unsicherheit, die man nicht kennt. Was kann ich tun? Was darf ich sagen? Und wie bleibe ich an der Seite eines Menschen, der gerade so viel durchmacht – ohne ihn zu überfordern?

Viele Angehörige erleben in dieser Situation ein Dilemma: Sie wollen helfen – aber nicht aufdrängen. Da sein – aber nicht stören. Nähe zeigen – aber Freiraum lassen. Dieser Blogbeitrag soll dir Mut machen und Orientierung geben, wie du in schweren Zeiten verbunden bleibst, auch wenn Worte fehlen.

 

🧡 1. Du musst nichts „richtig machen“ – du musst nur da sein

Beginnen wir mit dem Wichtigsten: Es gibt kein perfektes Verhalten für Freunde und Angehörige.

Und: Du musst niemanden retten oder „aufbauen“.  Die größte Hilfe ist oft schlicht und still: deine aufrichtige Anwesenheit.

Viele Patient:innen berichten, dass sie am meisten bewegt hat, wer einfach dageblieben ist – ohne viele Worte, ohne Lösungen, ohne Ausflüchte. Ein Satz wie „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich bin hier“ kann mehr bewirken als ein ganzer Stapel an Ratschlägen.

 

👂 2. Zuhören ist oft hilfreicher als reden

Wenn wir sehen, dass es jemandem schlecht geht, verspüren wir oft den Impuls, etwas zu tun. Doch gerade in Krisen brauchen Menschen häufig weniger Worte – und mehr Raum.

💡 Was hilfreich ist:

- Wirklich zuhören – ohne sofort zu kommentieren

- Nachfragen statt annehmen: „Wie fühlt sich das für dich an?“

- Signale beachten: Ist mein Gegenüber erschöpft? Reizbar? Rückzugsbedürftig?

Und manchmal reicht schon ein Satz wie: 

„Wenn du reden willst – ich bin da. Wenn nicht: Ich bin trotzdem da.“

 

📏 3. Nähe mit Fingerspitzengefühl – weniger ist oft mehr

Viele Angehörige haben Angst, zu wenig zu geben – und laufen dabei Gefahr, zu viel Nähe oder Aktivität aufzudrängen. Gerade während einer Krebstherapie, in Phasen der Erschöpfung oder seelischen Belastung sind Energie und Konzentration oft stark eingeschränkt. Zu häufige Anfragen, Besuchswünsche oder auch gut gemeinte Aufmunterungen können dann unbewusst Druck erzeugen.

🌿 Was hilft:

- Verbindliche, aber sanfte Präsenz – z. B. eine Nachricht alle paar Tage: 

  „Ich denk an dich. Keine Antwort nötig.“

- Verlässlichkeit statt ständiger Aktivität

- Ehrlichkeit – lieber zugeben, dass du nicht weißt, was „richtig“ ist, als zu viel zu wollen

Manchmal bedeutet Nähe auch, den anderen in Ruhe zu lassen – aber mit dem Wissen: „Ich kann jederzeit zurückkommen.“

 

🎁 4. Kleine Gesten mit großer Wirkung

Nicht jeder Mensch kann oder möchte lange Gespräche führen. Doch kleine Gesten können zu Brücken werden, die Verbindung und Nähe ausdrücken – ohne zu fordern.

Beispiele für solche Gesten:

- Eine handgeschriebene Karte – mit einem ehrlichen Satz: „Ich bin in Gedanken bei dir.“

- Ein Pocket-Hug – z. B. eine kleine Münze mit Herzprägung oder ein gehäkeltes Mini-Püppchen – als symbolische Umarmung für unterwegs

- Ein Mutbeutel – gefüllt mit Affirmationen, einem Kraftstein, einer Atemübung und liebevollen Botschaften

- Ein aufmerksames „Ich habe an dich gedacht“-Geschenk, das nichts will, sondern einfach da ist

🎀 Diese Art von Aufmerksamkeiten müssen nichts erklären oder heilen*– sie dürfen einfach wirken: leise, tröstend, ehrlich.

 

🧠 5. Was Angehörige (lieber) vermeiden sollten

Auch gut gemeinte Worte können verletzen – wenn sie überfordern, bagatellisieren oder den anderen emotional unter Druck setzen. Hier ein paar Beispiele, die du bewusst vermeiden darfst:

🚫 „Kopf hoch – du musst positiv bleiben.“ → Positivität kann helfen, sollte aber niemals Pflicht sein.

🚫 „Das wird schon wieder – ich hab da neulich gelesen...“ → Vergleiche oder Tipps können fehl am Platz sein – jede Geschichte ist individuell.

🚫 „Du darfst nicht aufgeben!“

→ Dieser Satz mag motivierend gemeint sein, kann aber Angst oder Schuldgefühle auslösen.

🚫 „Sag mir, wenn ich was tun kann.“

→ Gut gemeint, aber vage. Besser: Konkrete, einfache Angebote: 

„Ich bringe dir nächste Woche Suppe vorbei. Wäre das okay für dich?“

 

💞 6. Was wirklich zählt: Verbindung, keine Perfektion

Freunde bleiben – das heißt nicht, alle Antworten zu haben. 

Es heißt: Dabei bleiben, auch wenn’s unangenehm wird. Ehrlich sein, wenn man sprachlos ist. Raum lassen – aber nicht verschwinden.

Es heißt: Sich selbst und den anderen nicht überfordern.

Ein Satz, den du dir merken kannst: 

„Ich bin nicht perfekt, aber ich bin bei dir.“

Und genau das reicht oft aus, um eine Brücke über das Schweigen zu schlagen.

 

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